Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe einen vorsichtigen, zarten, suchenden ersten Kuss.
“Wish you were here” stand mal auf einer Postkarte, die ich bekam und darunter war ein verregneter Campingplatz in England.

Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe nur Titten.

Sommer macht blöd.

Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe einen Mann im Kampf mit einem Stück Sahnetorte.
Diesen Kampf hat er schon oft gewonnen.
Er sieht nicht aus, als ob er sich darüber freuen würde.

Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe zwei Männer und eine Frau.
Wenn man miteinander geschlafen hat, verringert sich die Distanz, die Gesten werden weicher. Manchmal schon, wenn man nur gepoppt oder gefickt hat.
Ich frag mich, ob die Leute im Café jemals einen dieser omniösen Dreier gemacht haben.
Aber das bin nur ich.

Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe eine Ex-Affäre mit ihrem Immer-noch-Ehemann im konzentrierten Gespräch. Ich weiß, dass sie nach mir mit jemand anders zusammen war oder ist.
So, wie die beiden reden, konzentrieren Sie ihre Ehe auf die wirklich wichtigen Sachen.

Friesen-Café

Ich stehe vor dem Friesen-Café und sehe einen Mann im Frack, vor sich eine Portion Pommes und Ketchup im Plastik-Portionspäckchen.
Steht sowas auf der Karte oder hat die Bedienung einfach einen Sinn für Dramaturgie?
Der Befrackte jedenfalls nimmt eine einzelne Pommes in die eine Hand und zieht mit dem Ketchup in der anderen eine feine Linie.
Dann verspeist er die Pommes und greift zur nächsten.


 

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